Studie: Baupreise steigen bis 2024 weiter
Laut einer Untersuchung treiben Inflation, hohe Nachfrage, Lohnzuwächse und staatliche Vorgaben die Kosten. Das gil sowohl für den gewerblichen Bereich als auch für den Bau von Privatimmobilien.
Bauen in Deutschland ist in den vergangenen beiden Jahren noch einmal deutlich teurer geworden. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im Frühjahr 2020 sind die Preise für einzelne Baumaterialien deutlich gestiegen – vor allem, weil die Lieferketten nicht mehr funktionierten. Der Ukraine-Krieg hat die Lieferschwierigkeiten verschärft. Und glaubt man den Autoren einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, wird sich daran vorläufig auch nichts ändern. „In den kommenden zwei Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Baupreise zu erwarten“, erklärt der PwC-Experte Harald Heim. PwC hat in der Studie zwar vor allem gewerblich genutzte Immobilien betrachtet, doch dürften die Preissteigerungen für Wohnbauten in einer ähnlichen Größenordnung (etwa 20 Prozent) liegen.
Schon zu Jahresbeginn sei ein Preisanstieg von 14 Prozent vorausgesagt worden. Doch der ist im zweiten Quartal noch übertroffen worden. Gewerblich genutzte Immobilien wurden um 19, Wohnimmobilien um 18 Prozent teurer. Eine Wende sei nicht in Sicht. Sechs Faktoren werden laut PwC in der näheren Zukunft die Entwicklung der Preise bestimmen. Dazu gehören drei Einflussgrößen, die Verbrauchern und Unternehmen seit Monaten das Leben schwer machen.
Zunächst zu nennen ist der steile Anstieg der Energiepreise, bedingt durch die wachsende Nachfrage beispielsweise nach Öl und Gas sowie die Einführung der CO2-Abgabe. Dann die coronabedingten Lieferengpässe, beispielsweise bei Holz, Stahl, Dämm- und Kunststoffen. Ausgelöst worden ist dies auch durch eine steigende Nachfrage der Großabnehmer USA und China. Auch hier ist eine Trendumkehr noch nicht zu erkennen. Hinzu kommt die allgemeine Inflation, die auf dem höchsten Stand seit etwa einem halben Jahrhundert angekommen ist und durch die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf den alten Satz von 19 Prozent noch stärker gewirkt hat.
Die Preisprognose in der PwC-Studie geht zudem von einer steigenden Nachfrage in den kommenden Jahren aus. Das gilt vor allem im Hochbau (siehe Infokasten). Unter anderem dort ist längst nicht alles gebaut worden, was vorher genehmigt worden war; manche Bauträger haben angesichts der unsicheren geopolitischen Lage Projekte gestoppt, Aufträge wurden storniert. Das könnte in den nächsten Jahren zu Nachholeffekten bei den Investitionen führen, glauben die Studienautoren. Selbst die deutlich gestiegenen Bauzinsen ändern an dieser Einschätzung nichts. Wobei die aller Erwartung nach wegen vermutlich mehrerer Tausend Euro zusätzlichen Zinskosten pro Jahr zumindest so manchen privaten Bauherren abschrecken könnten.
Ein wesentlicher Faktor ist der Fachkräftemangel, unter dem auch die Baubetriebe leiden. Die Branche rechnet damit, dass ihr bis zum Jahr 2030 ein Fünftel der notwendigen Belegschaft fehlen wird. Eine mögliche Folge: Die Unternehmen müssen womöglich höhere Löhne zahlen, um für potenzielle Beschäftigte wieder interessant zu werden. Das bedeutet einen Kostenanstieg, und der zieht in der Regel einen Preisanstieg nach sich.
Letzter Punkt sind die Pläne der Politik. Die Bundesregierung beispielsweise hat sich vorgenommen, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Würde das umgesetzt, würde der Staat die Nachfrage nach Bauleistungen weiter treiben. Dazu kommen höhere Investitionskosten wegen der Klimawende – das trifft Neubau und Bestand.
Fazit: Wer in diesem schwierigen Umfeld die Baukosten einigermaßen unter Kontrolle behalten will, muss genau hinschauen. „Für Bauherren kommt es nun darauf an, bereits in einem frühen Projektstadium mögliche Preisrisiken zu identifizieren, Schwachstellen aufzudecken und entsprechend gegenzusteuern“, sagt der PwC-Experte Heim.