„Wenn ich mir für das viele Geld dort etwas kaufen wollen würde, wäre mir das zu laut“
Düsseldorf · Das Luxuswohnprojekt „Belsenplatz“ auf dem Gelände des ehemaligen Clubs Chateau Rikx in Düsseldorf-Oberkassel hat vor dem Verwaltungsgericht eine neue Schlappe erlitten. Die Hintergründe.
Wo früher getanzt wurde, wird nur noch gestritten: Das Luxuswohnprojekt „Belsenplatz“ auf dem Gelände des ehemaligen Clubs Chateau Rikx hat vor dem Verwaltungsgericht gerade eine neue Schlappe erlitten.
Der Investor kann das nicht verstehen: Die Käufer hätten nichts gegen den Biergarten nebenan. Es gibt sogar eine entsprechende Klausel in den Verträgen. Zum Verständnis: Direkt neben dem Rohbau liegt die Hausbrauerei „Alter Bahnhof“ mit einem Biergarten. Aus dem schaut man zurzeit auf den grauen Beton, der in die Höhe wächst.
Besitzer des einstigen Bahnhofs-Empfangsgebäudes ist das Versorgungswerk der Architektenkammer, das gegen den Neubau nebenan gerichtlich vorgeht. Gerade hat das Verwaltungsgericht die Baugenehmigung für nichtig erklärt. Die Begründung, zusammengefasst: Im Genehmigungsverfahren wurde der Biergarten nicht genügend berücksichtigt – also vor allem der typische Lärm von dort.
Axel Schmitz vom Immobilienentwickler „Ralf Schmitz“ kann die Aufregung um sein Projekt nicht verstehen: „Unsere Kunden werden im Kaufvertrag darauf hingewiesen, dass es unter Umständen lauter sein kann.“ Außerdem kämen die Käufer auch regelmäßig zur Baustelle. Sie würden am Rohbau bereits sehen, worauf sie sich einlassen – und hätten kein Problem damit.
Für Schmitz ist es eine nervenaufreibende Zeit: „Uns passiert so etwas zum ersten Mal. Das ist etwas enttäuschend, besonders natürlich für unsere Kunden. Aber natürlich sind wir offen für Vorschläge, damit sich beide Seiten wohlfühlen.“
Konkrete Vorstellungen hat er auch schon: „Beispielsweise könnten wir schalldichtere Fensterscheiben einbauen oder ähnliches. In diesem Fall müssten uns alle unsere Kunden ihr Einverständnis geben, da es sich um Gemeinschaftseigentum handelt. Ich halte eine Lösung allerdings nach wie vor für denkbar.“
Axel Schmitz möchte keinen Ärger – der Pächter des „Alten Bahnhofs“ auch nicht. Toni Link hat den Laden erst vor anderthalb Jahren übernommen. Da stand der Rohbau nebenan noch nicht. Jetzt sagt er: „Der Neubau ist schon sehr, sehr nah. Die Atmosphäre im Biergarten wird dadurch zunichte gemacht.“
Der 47-Jährige ist überrascht, dass das Gebäude laut der ursprünglichen Baugenehmigung so nah an den „Alten Bahnhof“ rücken durfte. Der ist nämlich denkmalgeschützt, das heißt, dass man zum Beispiel freie Sicht auf das Haus haben muss. „Wir dürfen deshalb nichts ans Gebäude hängen, keine Werbemaßnahme oder ähnliches“, so Link: „Ich frage mich, wie mit dem Gebäude nebenan der Denkmalschutz gewährleistet bleibt.“
Link macht sich selbst andere Sorgen: „Unsere Küche ist hinten raus – nah am Neubau. Dann der typische Sound des Biergartens und die Anlieferung ab 6 Uhr morgens. Das sind alles Parameter, die ich in Verbindung mit den geplanten Wohnungen kritisch sehe. Aus meiner Sicht ist da Ärger vorprogrammiert.“ Der Wirt sagt: „Ich will niemanden etwas unterstellen – aber wenn ich mir für das viele Geld dort etwas kaufen wollen würde, wäre mir das zu laut.“
Das sehen die Kunden von „Ralf Schmitz“ ganz anders, so Geschäftsführer Axel Schmitz: „Acht von 14 Wohnungen insgesamt sind verkauft. Vier Wohnungen liegen zum Biergarten hin, auch drei davon sind verkauft.“ Schmitz betont: „Unsere Kunden verstehen den ganzen Ärger nicht. Sie haben sich bewusst für diese Immobilie entschieden.“
Auch Immobilienmaklerin Victoria Saitta, die ihr Büro in Oberkassel hat, ist von der Diskussion überrascht: „Wer an den Belsenplatz zieht, möchte urban wohnen. Und städtischer als Luegallee und Belsenplatz geht es kaum.“ Außerdem sei das Publikum im Biergarten des „Alten Bahnhofs“ doch sehr angenehm und kein Partyvolk. Saitta meint: „Abends kann man doch die Fenster zumachen und gegebenenfalls die Klimaanlage anmachen. Jeder, der sich für das Objekt entscheidet, weiß, worauf er sich einlässt.“
Tatsächlich sei es auch schwer, eine „ruhige Ecke“ in der Gegend zu finden: „In Oberkassel ist immer überall irgendetwas: Sei es die Luegallee mit viel Verkehr oder eine Schule gegenüber. Und am Beispiel Dominikanerstraße, in der der Gastronom Walid El-Sheikh bald etwas Neues eröffnen möchte, kann man sehen, dass Gastronomie immer und überall entstehen kann.“
Das Versorgungswerk der Architektenkammer wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion wegen des „laufenden Verfahrens“ nicht äußern. Nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts will „Ralf Schmitz“ jetzt vor das Oberverwaltungsgericht in Münster ziehen. Solange der Rechtsstreit noch läuft, darf der Investor weiterbauen. Und das tut er zurzeit auch. „Wir werden das Haus zu Ende bauen, keine Frage“, so Axel Schmitz: „Ich denke, Mitte 2025 wird es fertig sein.“