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27 Institute in der Region
Autor: Georg Winters -

Sparkassen fordern Wende beim Wohnungsbau

Der rheinische Verbandspräsident Michael Breuer schlägt Alarm, obwohl das Neugeschäft in der Region im vergangenen Jahr stark gewachsen ist. Warum das trotzdem noch keine gute Nachricht ist.

Für Michael Breuer ist das Thema Wohnraum eines, das ihm besonders am Herzen liegt. Das hängt vermutlich auch damit zusammen, dass die Sparkassen im Rheinland, deren Verbandspräsident Breuer ist, mit der Finanzierung von Wohnungsbau einen nicht unwesentlichen Teil ihres Geschäfts machen. Das Neugeschäft in dem Bereich ist über Jahre zurückgegangen, was nicht nur an gestiegenen Zinsen liegt, sondern auch an hohen Baukosten, viel Bürokratie und sinkender Förderung.

Die Tatsache, dass die Darlehenszusagen der Mitgliedsinstitute im Rheinischen Sparkassen- und Giroverband (RSGV) im vergangenen Jahr um fast ein Viertel auf rund neun Milliarden Euro gewachsen sind, ist kein Widerspruch zur Einschätzung des Präsidenten. Denn auch mit der deutlichen Steigerung im vergangenen Jahr ist das Niveau der Jahre 2019 bis 2022 noch lange nicht erreicht. Damals habe das vierteljährliche Zusagevolumen zwischen 1,9 Milliarden und 2,5 Milliarden Euro gelegen, jetzt sind es 1,5 Milliarden Euro, so Breuer. „Aktuell warten die Kunden noch ab.“ Wohl darauf, wie sich die Bauzinsen in nächster Zeit entwickeln.

Wie andere fordert auch der rheinische Verbandspräsident nun eine Wohnungsbauwende mit reduzierten Baukosten, steuerlichen Erleichterungen und einer zielgerichteten staatlichen Förderung. Erstens im gesamtgesellschaftlichen Interesse an bezahlbarem Wohnraum, zweitens als Antriebsfeder für die schleppende Konjunktur. Letztere hat übrigens nicht nur die Baubranche nötig, sondern die gesamte Wirtschaft auch in der Region. Im Konjunkturbarometer der IHK im Rheinland aus dem Februar dieses Jahres klagten 18 Prozent der Befragten über weniger Eigenkapital, 17 Prozent über Liquiditätsprobleme, zwölf Prozent über zunehmende Forderungsausfälle.

Womit die Probleme dann auch Kreditinstitute zu spüren bekommen. Angesichts der Insolvenzzahlen, die zuletzt so hoch waren wie seit 15 Jahren nicht mehr, haben die rheinischen Sparkassen ihre Risikovorsorge im Kreditgeschäft auf 375 Millionen Euro erhöht. Das drückt unter dem Strich auch auf das Betriebsergebnis bei den 27 Sparkassen im Verbandsgebiet. Das ist um etwa zwölf Prozent auf zusammengerechnet knapp 2,2 Milliarden Euro gesunken.

Gesunken ist auch die Zahl der Geldautomaten im Verbandsgebiet, wenn auch nur leicht von 2155 auf 2126. Und mit ihr die Zahl der Filialen, die nach Angaben von RSGV-Geschäftsführerin Saskia Lagemann von 606 auf 549 zurückging. Dabei seien vor allem Ein-Personen-Filialen „drastisch reduziert“ worden, aber auch solche, in denen bislang zwei bis fünf Beschäftigte tätig gewesen seien, so Lagemann, die im Juni 2024 aus dem Vorstand der Sparkasse Leverkusen in den Verband gewechselt war. Betriebswirtschaftlich sind solche Schließungen nachvollziehbar, wenn in einer Ein-Personen-Filiale nur noch drei Kunden am Tag kommen und die Kundschaft online-affiner wird.

Beim Bargeld schwören die Sparkassen im Rheinland trotz sinkender Automaten-Zahlen weiter auch aufs Bargeld. Die Zahl der Transaktionen sank zwar 2024 um 4,6 Prozent auf rund 73,3 Millionen, aber der Umsatz betrug unverändert etwa 17,7 Milliarden Euro. Allerdings ist der Vorsprung gegenüber dem kontaktlosen Bezahlen mit der Sparkassen-Card (hier stieg der Umsatz um fast 18 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro) deutlich geschrumpft.

Und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich die Verhältnisse umkehren, auch wenn die Menschen mit der Bargeldversorgung über den Einzelhandel eine zusätzliche Quelle bekommen haben. Mitunter werde man im Handel sogar gefragt, ob man noch Bargeld benötige, sagte Breuer.