Junge Familien wünschen sich eine Chance
Beim Bürgergespräch zum Neubaugebiet Hoffung/Vorderhufe stellt das Planungsbüro „plan lokal“ zwei Varianten als Entwurfsideen vor, die als Gesprächsgrundlage für Anregungen und Wünsche von den Teilnehmern genutzt werden.
Weniger Anwohner der bestehenden Hofschaften (für die gab es bereits einen nicht-öffentlichen Abend), sondern vielmehr Kaufinteressenten lockte das Bürgergespräch zum geplanten Neubaugebiet Vorderhufe/Hoffung in den Ratssaal des Bürgerzentrums. Die Premierenveranstaltung dieser Art von der Stadtverwaltung stieß mit 55 Besuchern auf nennenswerte Resonanz und belegte einmal mehr, wie groß der Bedarf an Wohnraum in Wermelskirchen ist. Eine Besucherin gab sich denn im Rahmen der den zweieinhalbstündigen Abend abschließenden Gesprächsrunde als Interessentin an Bauland zu erkennen und betonte: „Ich spreche für eine junge Familie und für viele mir bekannte junge Familien: Wir brauchen ein bezahlbares Eigenheim.“ Wenn die Stadt ihr Bauland im Bieterverfahren vermarkte, hätten sogenannte junge Familien, also Eltern mit kleinen Kindern, „gar keine Chance“: „Da haben wir das Gefühl, außen vor zu sein.“
Bürgermeisterin Marion Lück, die gemeinsam mit dem Technischen Beigeordneten Thomas Marner und dem Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Florian Leßke, Rede und Antwort stand, bestätigte den immensen Druck auf dem Immobilienmarkt: „Wir haben fast schon Tapetenrollen voll mit Interessenten in den Büros liegen.“ Der politische Auftrag an die Verwaltung, städtisches Bauland familienfreundlich zu verkaufen, sei erteilt. Aber: Zu bedenken wäre genauso, dass wie an diesem Abend geäußerte Wünsche, wie zum Beispiel Klimaschutz, eben Geld kosten würden. Dass der Verkauf und der Erwerb von Immobilien letztlich von der Wirtschaft beeinflusst seien, deutete die Bürgermeisterin an: „Wir sind als Verwaltung viel zu klein, um hunderte Grundstücke selbst zu bewirtschaften.“
Eingangs hatten Thomas Scholle, der auch moderierte, und Lukas Breil, beide vom von der Stadt beauftragten Planungsbüro „plan lokal“ aus Dortmund, erste Ideen für die Entwicklung des Neubaugebiets zwischen Hoffnung und Vorderhufe vorgestellt. Am südlichen Siedlungsrand von Wermelskirchen ließe sich zwischen zwei Splittersiedlungen ein breites Angebot an Wohntypen realisieren, erläuterte Breil. Thomas Marner ergänzte, dass 150 bis 180 Wohneinheiten für 450 bis 500 Bewohner realistisch denkbar wären. Wie Lukas Breil betonte, ständen immer Schutz, Würdigung und Integration des Bestehenden sowie Regenwasserrückhalt und -management im Fokus. Die Planer stellten zwei Entwurfsideen vor, denen eine Ring-Erschließung (ohne Sackgassen) gemein ist, jedoch unterschiedliche Platzierungen der Kindertagesstätte (Kita) und unterschiedliche Ausrichtungen eines grünen Angers (einmal Ost-West-, einmal Nord-Süd-Richtung) mitten im Wohngebiet vorsehen. Immer inkludiert, weil gesetzlich vorgeschrieben, ist eine Ausgleichsfläche mit aus ökologischer Sicht hochwertigeren Qualität als heute im nördlichen Teil angrenzend an Hoffnung. Bislang unterliegt der gesamte Bereich einer landwirtschaftlichen Nutzung.
In Arbeitsgruppen mit den Schwerpunktthemen „Städtebau“ (Leitung: Lukas Breil), „Freiraum/Nachbarschaft“ (Evelyn Schwanke, Stadt Wermelskirchen), „Klima/Ökologie/Landschaft“ (Daniela Zache, Stadt Wermelskirchen) und „Mobilität/Verkehr“ (Thomas Scholle) konnten die Anwesenden ihre Anregungen benennen. Dabei listeten die Teilnehmer unter anderem Punkte wie „Fahrradweg entlang der L157“, „ausreichend Stellplätze“, „bürgerlich-genossenschaftliches Wohnen“, „Bonussystem für junge Familien“, „Mehrgenerationentreff“, „Energie- und Klima-Siedlung“ sowie ganz konkret die Platzierung der geplanten Kita nahe an der L157 zur Vermeidung von Verkehr im Wohngebiet auf. Ebenso gewünscht: Im Randbereich des neuen Wohngebiets eine geringere Wohndichte als im Innenareal vorsehen, um eine Anpassung an die bestehende Bebauung zu erzielen.
Sowohl die beiden „plan lokal“-Fachleute als auch Thomas Marner betonten ausdrücklich, dass es sich bei den präsentierten Skizzen um Entwurfsideen ohne beispielsweise das Vorsehen von Geschossigkeiten der Gebäude handelt: „Da steht nichts fest.“ Klar wäre, dass im Zuge des Neubaugebiets auch ein Kindergarten für die Umgebung entstehe, denn dafür sei der Bedarf bereits heute absehbar.