Umbau in Remscheid
Autor: Daniele Funke -

Honsberg soll „hippster Stadtteil“ werden

Die Stadt Remscheid, die Gewag und die Projektgesellschaft Urbane Nachbarschaft Honsberg kooperieren bei der Quartiersgestaltung.

Früher, da hatte der Honsberg einen ziemlich miserablen Ruf. Und der war so schlecht, dass selbst bei Wohnungsknappheit niemand dort hinziehen wollte. Doch so langsam aber sicher verabschiedet sich der Stadtteil – oder auf Neudeutsch „das Quartier“ – von diesem schlechten Image.

Das Gemeinschaftshaus „Der neue Lindenhof“ bietet seit einigen Jahren den dort lebenden Menschen jeder Generation, jeder Herkunft, jeden Glaubens, einen gemeinsamen Treffpunkt und gilt als erstes sichtbares Zeichen für einen Neuausrichtung. Der Künstler- und Kulturverein „ins Blaue“ belebt seit längerem die Halskestraße als kommunikative und bunte Gemeinschaft, die Rheinische Fachhochschule hat sich dort angesiedelt und bringt eine große Portion Bildungsangebot nach Honsberg. Es sind also viele kleine Bausteine, die den Weg schon ein großes Stück weit geebnet haben in Richtung lebens- und liebenswertes Quartier mit einer lebendigen und vielschichtigen Struktur, mit viel Miteinander und Akzeptanz. „Man kann auch hippster Stadtteil sagen“, fasst es Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz mit einem Augenzwinkern zusammen.

Das seit zwei Jahren aktive Stadtteilentwicklungsprojekt „Honswerk“ will diesen Weg weiter voranschreiten und plant, die in die Jahre gekommenen 15 alten, zum großen Teil leer stehenden, Siedlungshäuser auf der Siemensstraße vollumfänglich und nachhaltig zu sanieren. Einen kompletten Erneuerungsprozess mit Ergebnissen, die alles andere als gewöhnlich seien, verspricht Baudezernent Peter Heinze, „es wird ein guter Mix aus Wohnen und gewerblichen Bereichen entstehen.“

Viele der stereotypen Zwei-Zimmer-Wohnungen sollen zusammengelegt werden, um auch Großfamilien künftig adäquaten Wohnraum anbieten zu können, der 100-prozentig geförderte Wohnungsbau garantiert langfristig bezahlbare Mieten. Zudem soll eins der Häuser als Büro-Gemeindehaus hergerichtet werden, junge Remscheider Start-ups könnten sich dort ansiedeln, Interessenten gibt es bereits.

Außerdem wird auf der Halskestraße die „Honswerkstatt“ entstehen, eine große Bildungseinrichtung mit Lehr- und Lernwerkstatt, berichtet Dr. Robert Winterhager von der Urbane Nachbarschaft Honsberg gGmbH, ein Gemeinschaftsgarten am Lobacher Hangsoll künftig dazu beitragen, dass die Menschen auch über die Natur zusammenkommen, Hochbeete anlegen, Lehmbackofen bauen, Gemüse ernten. Wie aber lässt sich das alles finanzieren?

Die Montagsstiftung Urbane Räume gAG als gemeinnützige Stiftung, die Gewag als Wohnungsaktiengesellschaft und die Stadt Remscheid kooperieren gemeinsam nach dem Prinzip des Initialkapitals. Das bedeutet, dass das in die Sanierung investierte Stiftungsgeld nicht über hohe Mieten zurückerwirtschaftet wird sowie Gewinne, die durch die Bewirtschaftung der Immobilien entstehen, in Gemeinwohlprojekte fließen. Auch hat die Gewag als Eigentümer die Grundstücke nicht an die Stadt verkauft, sondern sie nach dem Erbbaurecht verpachtet. Der Erbbauzins und das ersparte Kaufpreisgeld können nun in die Gebäudesanierungen investiert werden. „Wenn uns jemand fragt, wo wir gerade stehen mit dem Projekt, dann vergleiche ich das gerne mit einem Marathonlauf von 42 Kilometern“, erklärt Winterhager lachend, „ich schätze mal, wir sind so bei Kilometer acht bis zehn.“