Sind Bausparverträge wieder der Renner?
Die Bauzinsen klettern nach oben – im Gegensatz zu den Darlehenszinsen der Bausparkassen. Stehen Bausparverträge deshalb zurecht vor einem neuen Boom?
Allmählich steigen die Zinsen. Das freut Sparer, wird aber für all jene, die ihr Eigenheim mit einem Baukredit finanzieren wollen, eine teure Angelegenheit. Der durchschnittliche Bauzins für ein Bankdarlehen mit zehn Jahren Laufzeit hat sich zu Jahresbeginn von weniger als einem Prozent auf zwischenzeitlich fast drei Prozent Zinsen pro Jahr verdreifacht.
Weil der Zinstrend anhalten könnte, wenden sich viele Menschen wieder dem lange Zeit abgeschriebenen Bausparvertrag zu. Denn die Darlehenszinsen der Bausparkassen sind mit in der Regel 1,5 bis 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben. Wer heute einen Bausparvertrag abschließt, hat diese Zinskonditionen auch noch in fünf oder zehn Jahren.
Knapp 24 Millionen Bausparverträge bestanden 2021 in Deutschland. Die Zahl der Neuabschlüsse lag im vergangenen Jahr nach Angaben von Christian König vom Verband der Privaten Bausparkassen branchenweit bei 1,4 Millionen Verträgen – und in diesem Jahr sind zahlreiche dazugekommen. „Wir verzeichnen seit Mitte März einen deutlichen Anstieg der Nachfrage – zuletzt mit einem Plus im Neugeschäft von über 50 Prozent“, sagt er. Doch lohnt sich der Abschluss eines Bausparvertrags jetzt wirklich wieder? Wichtig zu wissen: Ein Bausparvertrag besteht grundsätzlich aus zwei Phasen. In der Ansparphase zahlt man monatlich einen vereinbarten Betrag ein. Auf das Guthaben gibt es Zinsen. Ist ein bestimmter Betrag erreicht, wird der Vertrag zuteilungsreif. Dann kann man sich das Geld auszahlen lassen.
Gleichzeitig beginnt die Finanzierungsphase: Sparer haben jetzt Anspruch auf ein günstiges Darlehen. Die Konditionen dafür wurden bereits vor der Ansparphase mit der Bausparkasse vereinbart. Damit kann man nun eine Immobilie kaufen oder bauen.
„Der Vertrag ist als Sparvertrag rentabel, wenn die in der Sparphase gutgeschriebenen Zinsen nach Abzug der Kosten attraktiv sind“, sagt Roland Stecher von der Verbraucherzentrale Bremen. Derzeit werden ihm zufolge Guthabenzinsen von circa 0,01 Prozent ausgewiesen, was angesichts der aktuell langsam steigenden Zinsen unrentabel ist.
Ob ein Bausparvertrag in der Darlehensphase vorteilhaft ist, hängt vom Darlehenszins des Bausparvertrags im Vergleich zum dann allgemein üblichen Darlehenszins ab. Und das lässt sich bei Abschluss des Bausparvertrags absolut nicht vorhersehen. Kommt bei kleineren Bausparsummen etwa eine Arbeitnehmersparzulage oder eine Wohnungsbauprämie hinzu, ist die Chance einer Rendite gegeben.
Aus Sicht von Christian König kann sich ein Bausparvertrag durchaus lohnen. Das gelte sowohl für aktuelle Bau- oder Kaufpläne als auch für spätere Finanzierungsvorhaben, weil man sich mit dem Bausparvertrag langfristig die Zinsen sichert. Auch bei kleineren Modernisierungsvorhaben kann ein Bausparvertrag von Vorteil sein. „Durch die explodierenden Energiepreise rechnen sich energetische Sanierungen schneller“, so König. Die Bausparkassen erhielten damit einen zusätzlichen Impuls. Sie könnten Kredite bis zu 50 000 Euro als Blankodarlehen vergeben – ohne Kosten für Grundbucheintrag und Notar. Mit dieser Summe sei ein Großteil der typischen Energieeinsparinvestitionen abgedeckt. Bausparkassen verlangten auch nicht, wie bei Banken üblich, sogenannte Kleindarlehenszuschläge. Die ersten Bausparkassen sind bereits mit extra Klimaschutz-Tarifen auf dem Markt. Dazu gehören Tarifvarianten speziell für energetische Modernisierungen mit einem Zinsvorteil von etwa 0,15 Prozentpunkten oder mit einem Klima-Bonus in Form der Rückerstattung der Abschlussgebühr von bis zu 300 Euro.
Apropos Abschlussgebühr: Genau dieser Faktor spricht allgemein gegen einen Bausparvertrag. „Bausparkassen verlangen Abschlussgebühren zwischen einem und 1,6 Prozent der Bausparsumme“, sagt Verbraucherschützer Stecher. Bei einer Bausparsumme von 100 000 Euro wären allein das 1000 bis 1600 Euro, hinzu kommen die jährlichen Kontoführungsgebühren.
Generell gilt: Die derzeit niedrigen Zinsen eines Bausparvertrags scheinen auf den ersten Blick eine mögliche Finanzierung mit Bausparen attraktiv zu machen. Hierbei gilt es aber, Bausparverträge mit Annuitätendarlehen sorgfältig zu vergleichen. Interessierte sollten die Alternativen genau durchrechnen und sich objektiv beraten lassen – zum Beispiel bei einer Verbraucherzentrale. „Das hilft, Kosten zu sparen und die individuell beste Lösung zu erreichen“, sagt Roland Stecher.
Eine pauschale Empfehlung gibt es allerdings nicht, da niemand weiß, wie sich die Zinsen in der Zukunft entwickeln. Ein Annuitätendarlehen punktet laut Stecher im Vergleich zu einem Bausparvertrag oftmals mit niedrigeren Gesamtkosten. „Bei größeren Summen ist ein Annuitätendarlehen mit langer Zinsbindung mindestens eine gute Option.“