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Kredit per Klick
Autor: Georg Winters -

Immer mehr Menschen finanzieren ihr Eigenheim online

Ob Baufinanzierung oder Förderkredite: Der Trend geht zum Darlehen aus dem Internet. Das machen sich Förderbanken wie die NRW.Bank zunutze. Wie viel an Neugeschäft dort schon über Plattformen läuft – und warum das Modell zukunftsweisend sein dürfte.

In Zeiten, in denen die Menschen viele Dinge in ihrem Leben online erledigen, sind auch Kredite übers Netz und die dort tätigen Plattformen längst Bestandteil des Lebens. Das gilt zunehmend auch für Baufinanzierungen. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank und der Plattform-Betreiber Interhyp und Europace liegt der Anteil am Neugeschäft mittlerweile bei 35 bis 40 Prozent. Das dürften im vergangenen Jahr Kredite über mehr als 80 Milliarden Euro gewesen sein.

Kredit per Klick hat sich eingebürgert, und auch wenn der Kunde nicht immer als erstes unter den verglichenen Angeboten auf der Plattform sucht, so nutzte er sie häufig zumindest als alternative Quelle zu seiner Hausbank – daheim auf der Couch geht es halt bequemer als beim Abklappern einzelner Bankberatungsstellen. Den Trend sehen auch Verbraucherschützer. Bei den Portalen könne man „besser aus dem Vollen schöpfen als bei der Hausbank“, heißt es; große Plattformanbieter wie beispielsweise Interhyp hätten schon Dependancen in größeren Städten und böten dort auch individuelle Beratung an.

Die Entwicklung hin zur Kreditauswahl über die Plattformen machen sich auch jene zunutze, die Förderkredite für den Immobilienerwerb vergeben. „Der Kauf von Produkten über digitale Plattformen entspricht der Lebenswirklichkeit der Menschen in allen Bereichen – das wird zunehmend auch bei Finanzprodukten erwartet“, erklärt Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorstandsmitglied der NRW.Bank und dort zuständig für Transformation und Innovation. Das Kalkül: Steigende Zinsen und hohe Immobilienpreise machten es insbesondere Familien zunehmend schwer, sich den Traum vom eigenen Zuhause zu erfüllen, so Tjaden-Schulte. Umgekehrt wird Förderung also immer wichtiger. Und damit „die beim Kunden ankommt, müssen wir als Förderbank auch neue Wege gehen“, erklärt die NRW.Bank-Vorständin.

Die nordrhein-westfälische Förderbank arbeitet seit mehr als einem Jahr mit Europace zusammen, einer Tochtergesellschaft von Hypoport. Sie ist nach eigenen Angaben die erste regionale Förderbank gewesen, die auf Europace aktiv ist. Sie hat über die Plattform bei Förderprogrammen für Wohneigentum, Sanierung und nachhaltiges Wohnen innerhalb des ersten Jahres allein 162 Millionen Euro und damit ein knappes Viertel ihres gesamten Volumens von etwa 674 Millionen Euro abgewickelt. Tendenz vermutlich steigend, auch weil mit dem demografischen Wandel die Kundschaft immer online-affiner wird. Über Interhyp sind noch einmal fast 18 Millionen Euro Fördervolumen dazugekommen.

Ein Vorteil für die Düsseldorfer: Statt darauf warten zu müssen, dass Hausbanken bei den Finanzierungsgesprächen ihre Kunden auf die Möglichkeiten der Förderung hinweisen, sind sie bei der Plattform direkt präsent und für potenzielle Kunden sichtbar. „Unsere Daten haben gezeigt, dass 2023 in NRW sechs Milliarden Euro Volumen Baufinanzierungsgeschäft nicht abgeschlossen werden konnten. Förderprogramme wie die der NRW.Bank sind in neun von zehn Fällen der Schlüssel zur Machbarkeit, aber sie sind oft nur dann attraktiv, wenn die Kreditentscheidung ähnlich schnell getroffen wird wie beim Kreditgeber“, sagt der Europace-Manager David Latt.

So wie die Förderbank haben auch andere Institute den Trend erkannt. Bei Europace und anderen Baufinanzierungsplattformen sind Anbieter wie Dr. Klein, Check24, Baufi24 und Planet Home genauso unterwegs wie Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken, Versicherer und Bausparkassen.