Ein Garten ohne Gießen?
Ganz ohne Wasser geht es einfach nicht, wenn man einen grünen und blühenden Garten möchte. Man kann aber mit einfachen Maßnahmen das kostbare Nass effizient einsetzen und den Verbrauch minimieren.
Pflanzt du noch oder gießt du schon? Diese Frage sollten sich Gartenbesitzer stellen, denn die entsprechende Auswahl an Sorten trage bereits entscheidend zum Wasserverbrauch im Garten bei – so lautet der erste Rat von Benjamin Küsters, Garten- und Landschaftsbauer mit eigenem Betrieb in Neuss (www.gartenhof-kuesters.de). „Man merkt auch hierzulande den Klimawandel, es wird insgesamt etwas wärmer, und die Trockenphasen sind länger anhaltend. Da bieten sich für pflegeleichte Gärten, die man nicht so intensiv wässern muss, Pflanzen an, die mit mageren, nährstoffärmeren Böden und weniger Wasser zurechtkommen“, erklärt er.
Ein Beispiel: Hortensien oder auch Rhododendren und Azaleen sind zwar wegen ihrer Blütenpracht und Üppigkeit beliebte Blickfänge im Garten, haben aber auch einen vergleichsweise hohen Wasserbedarf, damit sie so ansehnlich bleiben. „Eine Alternative dazu können beispielsweise Sträucher wie Schneeball oder Flieder sein, die ebenfalls mit schöner Blüte punkten, aber eben auch mit Trockenheit gut klarkommen“, schlägt Benjamin Küsters vor, der auch Präsidiumsmitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW ist. Auch ein kleiner Baum oder Großstrauch wie der Feldahorn sei eine gute Wahl, weil er einen gewissen Bereich unter sich beschattet, in dem das Gießwasser nicht so schnell verdunstet. Diesen Effekt bietet auch die Pflanzung von sogenannten Bodendeckern, also wuchernde Ausläufer bildende Staudengewächse, die sich nach und nach wie ein Teppich über die Erde ausbreiten und die Verdunstung und damit die zu schnelle Austrocknung des Bodens minimieren. Schön anzusehen sind dabei zum Beispiel das immergrüne „Dickmännchen“ (Pachysandra-Arten) mit kleinen weißen Blüten im Frühjahr oder das im Sommer attraktiv orange blühende Habichtskraut (Hieracium-Arten). Nicht zuletzt sind Klassiker aus dem mediterranen Bereich wie Lavendel oder Rosmarin zu nennen, die gerade bei Wärme und Trockenheit erst zur Hochform auflaufen und zusätzlich zur Blüte auch angenehmen Duft verströmen.
Aber auch am Untergrund, am Gartenboden selbst kann man arbeiten, um die Wasserspeicherkapazität zu verbessern und weniger gießen zu müssen. Eine Methode dazu ist das „Mulchen“, also Flächen ohne Bepflanzung mit Rindenmulch abzudecken, was einen ähnlichen Effekt wie die Bodendecker hat und Wasser weniger schnell verdunsten lässt. Angenehmer Nebennutzen: Auch Unkräuter kommen hier kaum durch. Kontraproduktiv sind in diesem Zusammenhang allerdings Schotterflächen: „Schotter heizt sich und damit auch den Boden darunter zusätzlich auf, und das Wasser verdunstet erst recht“, erklärt der Experte. Anders verhält es sich mit Granulaten aus Lavagestein oder geschredderten Tonziegeln. Diese porösen Materialien speichern Wasser und geben es gezielt an die Umgebung wieder ab. Man bekommt das Granulat im Fachhandel und kann es dicht unter der Oberfläche in den Boden einarbeiten. Je nach Pflanzenart, die man haben möchte, lohnt es sich auch, die Bodenbeschaffenheit generell anzupassen. „Viele Stauden, die mit Hitze und Trockenheit klarkommen, stellen auch wenig Ansprüche an den Boden, brauchen nicht so viele Nährstoffe“, weiß Benjamin Küsters. „So kann man an den Stellen, wo sie wachsen sollen, den für sie oft zu schweren Mutterboden mit Sand abmagern und auflockern.“
Das „richtige“ Gießen trägt ebenfalls dazu bei, die Ressource Wasser zu schonen. So sollte man darauf achten, eher gezielt und gründlich zu wässern als immer wieder ein bisschen, sprich, das Wasser soll eher in die tieferen Bodenschichten dringen, als lediglich an der Oberfläche zu versickern. Entsprechend verhalten sich nämlich auch die Wurzeln der Pflanzen, die sich dann entweder nach unten oder eben nur oberflächlich zur Seite ausbreiten, wo sie viel schneller austrocknen. Gleiches gilt übrigens auch für Tröpfchenbewässerungssysteme, die gerade in großen Gärten durchaus sinnvoll sein können, wie der Experte erläutert: „Mit den automatischen Systemen kann man gezielt das Wasser dahin bringen, wo es gebraucht wird, mithilfe unterschiedlicher Düsengrößen sogar in unterschiedlicher Menge im selben System. Aber auch hier empfiehlt sich, lieber ein-, zweimal am Tag eine Stunde gründlich zu wässern als immer mal wieder in kurzen Intervallen von ein paar Minuten.“ Natürlich soll man bei diesen Methoden, sei es von Hand oder automatisch, keine Matschpfützen erzeugen, das wäre auch kontraproduktiv, aber mit ein wenig Übung bekommt man schnell ein Gefühl für die richtige Wassermenge. Wenn man dann noch darauf achtet, frühmorgens oder abends zu wässern, wenn die Sonneneinstrahlung noch nicht so stark und die Temperaturen nicht zu hoch sind, hat man schon viel richtig gemacht. Außerdem wichtig: Wasser möglichst nah am Boden an die Pflanzen gießen und nicht über die Blätter. Diese könnten sonst unter Sonneneinstrahlung Verbrennungen erleiden.
Ein heikles Thema beim Wasserverbrauch ist der Rasen, der für eine saftige Farbe und gesundes Wachstum nun mal viel Wasser benötigt. Aber auch hier kann man sparen, indem man nur gießt, wenn der Rasen danach aussieht, also zum Beispiel die Gräser schlaff wirken oder sich grau-grün verfärben. Dann ebenfalls lieber einmal gründlich und in die Tiefe wässern, damit die Wurzelspitzen sich von dort ihr Wasser holen, als dass sich bei sporadischer Bewässerung an der Oberfläche ein unansehnlicher Wurzelfilz bildet und der Rasen noch trockenheitsempfindlicher wird als ohnehin schon.
Wer nicht nur Wasser, sondern auch Geld sparen will, der sollte sich Gedanken machen, wie er Regenwasser sammeln kann. „Grundsätzlich empfiehlt sich zum Gießen Wasser, was nicht direkt aus der Leitung kommt, sondern schon etwas abgestanden ist“, rät Benjamin Küsters. „Darin haben sich dann Schwebstoffe, aber auch Kalk, den manche Pflanzen gar nicht mögen, schon abgesetzt und geraten so nicht in den Garten.“ Wer den Platz hat, ist natürlich mit einer Regentonne oder einem noch größeren Auffangbehälter wie einer Zisterne (das kann ein großer Metall- oder Plastikbehälter sein, der im Boden vergraben wird) gut bedient, in denen im besten Fall über den Anschluss an die Dachrinne das Niederschlagswasser aufgefangen wird. Weiterer Vorteil: Regenwasser ist weicher, also weniger kalkhaltig, als Leitungs- oder auch Grundwasser. Letzteres kommt zum Einsatz, wenn man über die Bohrung eines Tiefenbrunnens für die Bewässerung nachdenkt, was aber je nach Gegend mit den örtlichen Behörden abgestimmt werden muss und je nachdem, wie tief man bohren muss, auch sehr kostenintensiv sein kann.
Wassersammelsysteme sind aber auch mit ein wenig Pflege verbunden. So sollte man zum einen mit einem Deckel dafür sorgen, dass sich nicht in kürzester Zeit unwillkommene Brutstätten für Mücken und andere Insekten darin entwickeln. Zum anderen ist auch eine gute Belüftung, zum Beispiel durch eine Lüftungsklappe oder einen nur lose aufliegenden Deckel, wichtig, damit das gesammelte Wasser nicht „umkippt“ und durch Mikroorganismen unangenehme Gerüche erzeugt. Praktisch ist bei frei stehenden oberirdischen Systemen ein Auslass unten, aus dem man Bodensatz auch einmal herausspülen kann. Die Kapazität sollte man der Gartengröße anpassen, desto kleiner hält sich auch der Pflegeaufwand, wenn man zum Beispiel die Behälter reinigen möchte. Wer weiter denken möchte: An solche Regenwassersammelsysteme kann man im Haus auch die Klospülung oder die Waschmaschine anschließen und so noch mehr Leitungswasser sparen.