Kolumne

Mehr soziale Verantwortung

Ist die Wohnung eine reine Ware, die den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegt, oder ein Gemeingut, das für alle Menschen zugänglich sein sollte? Diese Spannungsfrage spiegelt sich in aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen wider. Wichtig ist ein neues Bewusstsein auf beiden Seiten.

Der deutsche Immobilienmarkt steht vor gewaltigen ethischen Herausforderungen: Steigende Mieten, Wohnungsknappheit in Großstädten und eine wachsende soziale Ungleichheit rücken den Sektor zunehmend ins Licht der öffentlichen Diskussion. Immobilienunternehmen und Investoren sehen sich einerseits mit der Pflicht konfrontiert, ökonomische Rentabilität zu gewährleisten, was angesichts immer stärkerer Regulierung und schwieriger Marktverhältnisse herausfordernd ist. Andererseits wächst der Druck, ethische Verantwortung zu übernehmen.

Die zentrale ethische Frage im Immobiliensektor dreht sich um die Rolle des Wohnens: Ist die Wohnung eine reine Ware, die den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegt, oder ein Gemeingut, das für alle Menschen zugänglich sein sollte? Diese Spannungsfrage spiegelt sich in aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussionen wider. Initiativen wie das „Mietenstopp“-Gesetz oder das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ in Berlin zeigen den zunehmenden Unmut der Bevölkerung gegenüber hohen Mieten und gewinnorientierten Wohnungskonzernen.

Die Lösung für Gesellschaft und Wirtschaft kann neben einem stärkeren öffentlichen sozialen Wohnungsbau auch in einem wirtschaftsethischen Bewusstsein und Handeln auf der Angebotsseite der Immobilienwirtschaft liegen, unabhängig von wirtschaftlichen Erwägungen. Dies erfordert Bildung und Dialog auf allen Seiten.

Lorenz Härtl

Der Autor ist Gründer und Geschäftsführer des Maklerunternehmens „schlauer verkaufen“.