Kolumne

Der Staat blockiert

Der Staat verhindert, dass aus Mietern potenzielle Eigentümer werden. Dabei gilt nach wie vor: Wer in den eigenen vier Wänden wohnt, nutzt die beste Altersvorsorge, die es gibt, und steigert sein persönliches Empfinden von Lebensglück.

Die Wohneigentumsquote, also das Verhältnis der von Eigentümern selbst bewohnten Wohnungen zur Gesamtzahl aller Wohnungen, stagniert seit Jahren bei rund 46 Prozent. Im europäischen Vergleich ist Deutschland damit Vorletzter und nach wie vor Mieterland. Ebenfalls seit Jahren fordert die Immobilienbranche einen Verzicht (zumindest eine deutliche Reduzierung) der Grunderwerbsteuer, die in NRW mit 6,5 Prozent den höchsten Satz aller Bundesländer ausweist, beim Eigentumserwerb durch Selbstnutzer. Alternativ sollten auch die Zinsen für den Kauf der selbst genutzten Immobilie bei der Steuererklärung abgesetzt werden können. Egal, wie man es dreht und wendet: Die Wohneigentumsquote ist immer ein Zusammenspiel von steuerrechtlichen Möglichkeiten und der Mobilität der Gesellschaft. Ich verstehe nicht, warum der Staat sich hier so kontraproduktiv verhält. Anstatt die Eigentumsbildung als ein zentrales Thema zu erkennen und zu fördern, oder wenigstens mehr den freien Kräften des Marktes zu überlassen, behindert er das Ganze sogar noch mit den höchsten Baustandards der Welt und Diskussionen über Eingriffe in das Eigentumsrecht. Der Staat blockiert, dass aus Mietern potenzielle Eigentümer werden. Dabei gilt nach wie vor: Wer in den eigenen vier Wänden wohnt, nutzt die beste Altersvorsorge, die es gibt, und steigert sein persönliches Empfinden von Lebensglück. Das Risiko, dem Staat später auf der Tasche zu liegen, ist bei Eigentümern nachweislich geringer.

Udo Grondowski

Der Autor ist Vorstand der VOBA Immobilien eG.