Kolumne

Branche im Tal der Tränen?

Die Expo Real hat ihre Pforten geöffnet, die wichtigste Immobilienmesse weltweit – und Deutschland versinkt in einer Bau- und Immobilienkrise. Wie geht es nun weiter?

Weniger Aussteller, leere Gänge, schlechte Prognosen – das könnte uns auf der Expo Real 2023 in München begegnen. Eine Art Katerstimmung nach dem Höhenflug der letzten Dekade. So gehen Bauprojekte nicht voran oder werden gar storniert. „Insolvenzen namhafter Projektentwickler: kein Ende in Sicht“ titelte kürzlich das Branchenportal Haufe. Fest steht, die rasante Anhebung des Leitzinses durch die EZB auf über vier Prozent hat die Finanzen vieler Unternehmen überfordert – auch von solchen, die nicht als Fälle einer „Marktbereinigung“ gelten können.

Liquiditätsprobleme, zu hohe Bau- und besagte Finanzierungskosten erschweren die Geschäftsmodelle. Ausschlaggebend für die Baukrise sind auch politsche Eingriffe in den Markt, etwa über das Heizungsgesetz oder überbordende Vorschriften. Im Ergebnis geht der Wohnungsbau zurück und Wohnen wird teurer. Auch zuletzt avisierte Förderungsanpassungen sind kein Allheilmittel, da diese auf Häuslebauer nicht jedoch auf den Mietwohnungsbau abzielen. Ein pragmatisches Signal seitens der NRW-Politik wäre beispielsweise die Senkung der Grunderwerbsteuer zurück auf 3,5 Prozent – wie jüngst in Thüringen geschehen. Dies würde die Wirtschaftskraft der Branche unmittelbar stärken – und den Bürgern zeigen, dass Steueranpassungen nicht immer nur eine Richtung kennen.

Philipp Tecklenburg

Der Autor ist Geschäftsführer der Westgard GmbH.