Welche Heizung ist die beste?
Die Nachfrage nach Wärmepumpen ist hoch. Aber die Kosten sind es auch, zudem müssen Kunden lange warten. Das sind die Vor – und Nachteile der Heizungssysteme.
Die Energiekrise stellt alles auf den Kopf, auch die Wahl der Heizung. „2021 haben sich mehr als 70 Prozent unserer Kunden für Gas- und Ölheizungen interessiert. Jetzt fragt die große Mehrheit nach Wärmepumpen“, sagt Jens Wichtermann, Sprecher von Marktführer Vaillant. Doch nicht immer wird daraus etwas: „Wenn eine alte Gasheizung ausfällt, wird häufig wieder eine Gasheizung eingebaut, da der Umbau während der Heizperiode schnell gehen muss und häufig die Zeit für die notwendige Planung einer Wärmepumpen-Installation fehlt.“ Ein Überblick.
Wärmepumpe Sie holt die Wärme aus dem Erdreich oder der Außenluft in das Haus. Zum Transport wird – ähnlich wie beim Kühlschrank – ein Kältemittel genutzt. „Eine Wärmepumpe kann klimafreundlich sein, aber es kommt auf die einzelne Anlage an“, betont die Verbraucherzentrale NRW. Auch wenn die Wärme aus der Natur kommt, braucht die Wärmepumpe doch viel Strom: erstens, um das Kältemittel vor Aufnahme der Wärme zu verdichten, zweitens, um an kalten Tagen ergänzend einen Heizstab zu betreiben. Bei der Nachrüstung gehe der Trend zur Luft-Wärmepumpe, beim Neubau zur Erd-Wärmepumpe, sagt Michael Smeets, Innungsobermeister für Gas- und Wasserinstallation aus Kempen. Allerdings brauchen Kunden Geduld: „Die Lieferzeiten für Wärmepumpen betragen derzeit im Schnitt drei bis sechs Monate, bei einigen Modellen bis zu einem Jahr“, so der Vaillant-Sprecher. Das bestätigt Smeets: „Die Wartezeiten liegen bei etwa acht Monaten.“ Und nicht in jedem Haus kann eine Wärmepumpe eingebaut werden. Smeets: „Ein ganz großes Problem sind die Abstandsmaße zum Nachbarn und zur öffentlichen Fläche.“
Die Kosten für eine Luft-Wärmepumpe liegen laut Smeets bei rund 30.000 Euro, für die Erd-Wärmepumpe bei 45.000 Euro. Allerdings hilft der Staat. „Die Grundförderung beläuft sich auf 25 Prozent der Investitionskosten. Beim Austausch einer Ölheizung oder einer Gasheizung, die mehr als 20 Jahre alt ist, beträgt die Förderung 35 Prozent“, so Wichtermann. Arbeite die Wärmepumpe mit einem natürlichen Kältemittel wie R 290, liege die Förderung sogar bei 40 Prozent. Immerhin: Die Wartungskosten sind vergleichsweise gering. Empfohlen wird eine jährliche Überprüfung (100 Euro).
Gas-Heizungen Deutlich günstiger ist eine Gasheizung: Sie kostet laut Smeets im Schnitt 13.000 Euro, inklusive der Warmwasseraufbereitung. Allerdings haben sich die Gaspreise seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine deutlich erhöht, auch wenn sie sich wieder etwas normalisiert haben. Offen ist, wie lange die Politik das Heizen mit Erdgas noch erlaubt. Schon jetzt gibt es Systeme, die „Renewable Ready“ sind, wie es heißt. Dabei handelt es sich um Gasheizungen, die für eine Umrüstung auf erneuerbare Energien vorbereitet sind und mit Solarthermie oder Wärmepumpen kombiniert werden. Der Bund förderte diese Anlagen zuletzt mit 20 Prozent, wenn sie mit Brennwerttechnik arbeiten.
Pelletheizung Holzpellets sind kleine Stäbe aus gepresstem Sägemehl, die in einem Kessel im Keller verfeuert werden. „Der Betrieb ist ähnlich komfortabel wie bei einem Gaskessel. Nur die Asche muss wenige Male im Jahr entsorgt werden“, so die Verbraucherschützer. Aber es entsteht gefährlicher Feinstaub: „Die Verbrennung von Holz läuft nie vollständig ab, es entstehen klimaschädliches Methan und Ruß“, mahnt das Bundesumweltamt – bei Kaminen und Kachelöfen noch mehr als bei Pellets. Das Bundesumweltamt rät von der Verbrennung von Holz in kleinen Feuerungsanlagen ab. Die Kosten der Anschaffung einer Pelletheizung liegen laut dem Vergleichsportal CO2-Online zwischen 17.000 und 25.000 Euro.
Fernwärme-Heizungen Fernwärme wird oft per Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt, etwa im laufenden Betrieb eines Kraftwerks oder einer Müllverbrennungsanlage. Die dort freigesetzte Wärme wird über (hoffentlich gut gedämmte) Rohre zu den Häusern transportiert. Das macht den Kunden wenig Arbeit und ist effektiv. Für die Klimabilanz kommt es aber darauf an, was das Kraftwerk verfeuert. Zudem ist Fernwärme nicht überall verfügbar. Die Anschaffung ist mit 3000 bis 5000 Euro (so CO2-Online) zwar günstig. Doch manche Anbieter nutzen ihre monopolartige Stellung auch für saftige Preise aus. Einmal umgerüstet, kann der Kunde kaum wechseln: „Jedes Fernwärmenetz stellt ein unreguliertes Monopol dar. Ein Anbieterwechsel bei Preiserhöhungen ist nicht möglich“, warnt die Verbraucherzentrale.