Sanierungen in Mönchengladbach
Autor: Andreas Gruhn -

Warme Wohnungen aus der Fabrik

Der Wohnungskonzern LEG startet 2022 in Mönchengladbach sein neues Sanierungsprogramm, bei dem vorproduzierte Module vor Ort an den Wohnhäusern montiert werden. Aber schützt das die Mieter auch vor hohen Kosten?

Die LEG Immobilien SE ist einer der größten Wohnungseigentümer in der Stadt. Etwa 6500 der insgesamt fast 140.000 Wohnungen in Mönchengladbach gehören dem 2008 privatisierten Konzern. Fast fünf Prozent aller Haushalte haben also einen Mietvertrag bei dem Düsseldorfer Unternehmen. An mehreren Orten in der Stadt gab es auch schon Ärger mit Mietern, die sich mit Problemen in den Wohnungen allein gelassen fühlten, etwa in Wickrath oder am Schmölderpark.

Die Siedlung in Hardt soll nun in den kommenden Jahren auf eine völlig neue Art und Weise saniert werden. Einige Häuser an den Straßen Vossenbäumchen und Frankenfeld gehören zu einem Pilotprojekt des Konzerns, der dazu ein Joint Venture namens „Renowate“ mit den Unternehmen Rhomberg Bau und Goldbeck GmbH gegründet hat. Es geht um serielles energetisches Sanieren nach einem Baukasten-Prinzip. Am vergangenen Freitag wurde das Projekt vorgestellt – im Beisein von Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesbauministerium, der die verhinderte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) vertrat.

Konkret geht es darum, Sanierungen und Neubauten von Wohnungen so weit zu vereinfachen, dass die Module industriell in Fabriken gefertigt werden und vor Ort nur noch montiert werden müssen. Ganz ähnlich baut derzeit Investor Catella die Seestadt hinter dem Hauptbahnhof.

Bei der LEG soll das so funktionieren: Eine Drohne überfliegt die Häuser, die saniert werden sollen, und sammelt Informationen in Form einer Punktwolke. Daraus entsteht ein 3D-Modell, auf dessen Grundlage die Module berechnet und angepasst werden. Dann werden die Isolierungen in der Fabrik vorproduziert und am Gebäude nur noch montiert. Das soll Kosten senken und weniger Handwerker-Einsatz binden. Und für die Mieter sollen die Arbeiten ebenfalls weniger belastend sein. Im Modell, das am Freitag in Hardt gezeigt wurde, besteht die Isolierung außen aus Holzelementen.

Im Pilotprojekt hat sich die LEG mit ihren Partnern gut 170 Wohnungen mit 12.000 Quadratmetern Wohnfläche in 14 Objekten in Mönchengladbach und Soest vorgenommen. In Mönchengladbach soll wohl Mitte 2022 Baustart an der Zeppelinstraße sein. Die Häuser Vossenbäumchen 2 bis 8 werden im Spätsommer folgen, die Häuser Vossenbäumchen 1 bis 11 im kommenden Jahr, ebenso wie Häuser an der Straße Frankenfeld. Es wurden eben diese Häuser ausgewählt, weil sie über eine einfache Gebäudestruktur verfügen, so ein LEG-Sprecher: „Bei einfacherer Architektur lässt sich das serielle Sanieren auch einfacher testen.“

Die LEG will aus diesem Häusersanieren in Serienfertigung mittelfristig den gesamten Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Damit trifft der Konzern sicher gerade auch einen Nerv angesichts der Energiekrise. Lars von Lackum, Vorstandschef der LEG, sagte dazu am Freitag: „Wir haben viele Mieter, die derzeit noch nicht wissen, wie hoch ihre Nachzahlung für 2022 sein wird. Es wird dramatisch sein und viele unserer Mieter überfordern. Deshalb müssen wir jetzt grüne Energie entstehen lassen und auch an die Gebäudehülle ran.“

Staatssekretär Bösinger sagte, das Ziel müsse sein, dass jeder Mensch in Deutschland zu bezahlbaren Preisen wohnen könne. Deshalb werde der Bund von 2022 bis 2026 14,5 Milliarden Euro für den Bau von öffentlich geförderten Wohnungen bereitstellen. „Wir wollen die gemeinwohlorientierten Wohnungsbauakteure stärken und Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen“, sagte Bösinger. Wichtig sei aber eben auch, dass in bestehenden Gebäuden CO2 eingespart werde, mit der seriellen Fertigung könne die Sanierung günstiger, beschleunigter und effizienter werden.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) betonte, es sei wichtig, die Menschen, die hinter den Steinen wohnten, nicht zu vergessen: „Sonst begehen wir Fehler, die sich rächen werden.“ Heinrichs sprach damit steigende Mietkosten in energetisch sanierten Gebäuden an. Es sei wichtig, beim Wohnen Ökonomie, Ökologie und soziale Belange in Einklang zu bringen. „Da haben wir in Mönchengladbach mehr als das Notwendigste getan.“